Archiv für den Monat: August 2010

Filmkritik: Inception

Nach längerer Kino Abstinenz machte Karsten gestern den Vorschlag, den neuen Film mit Leonardo DiCaprio anzuschauen: Inception. Nach einem sehr kurzen Blick in die Kritiken, nur um die Bewertungspunktzahl einiger wichtiger Seiten zu prüfen, stimmte ich zu und so trafen wir uns am Abend wieder zu einem Kino Mittwochstreff mit anschließendem Bier zum halben Preis mit Kinokarte im Darmstädter Braustübl. Hiernach kehrten wir noch im benachbarten Fast Food Restaurant ein, wo uns ein Penner nahezu nötigte, ihm einen Big Tasty zu kaufen. Nachdem wir freundlich ablehnten, machte er Anstalten uns gegenüber körperlich zu werden. Bei einem Burger hätte ich mich ja vielleicht hinreißen lassen, aber muss es denn gleich ein Big Tasty sein? Eine Frechheit, oder?

Aber nun zum Film. Regie, Drehbuch und Produktion führt Christopher Nolan, der mir bereits aus „The Dark Knight“ ein Begriff war. Aus diesem Film hat er dann wohl auch gleich 2 Schauspieler verpflichtet: Michael Caine und Cillian Murphy. Der Film beginnt zunächst etwas verworren: Hauptdarsteller Cobb (Leonardo DiCaprio) wacht an einem Strand auf und wird von einem Wachposten zu einem uralten Mann gebracht, der Cobb fragt, ob er gekommen sei, ihn zu töten.

Darauf folgt ein harter Schnitt zu einer Rückblende: Cobb, sein Mitarbeiter Arthur (Joseph Gordon-Levitt) und Nash(Lukas Haas:) befinden sich im Traum des Geschäftsmanns Sato (Ken Watanabe). Cobb soll einen streng geheimen Gedanken aus Satos Traum stehlen. In den Träumen der Darsteller befinden sich diese geheimen Gedanken in „symbolischen“ Tresoren. Cobbs Aufgabe ist es nun, diesen Tresor zu finden und die darin enthaltenen Papiere zu stehlen. Hierbei geht es sehr actionreich zu und man verliert die ersten Minuten den Überblick. Die Aktion schlägt fehl, da der Traumarchitekt Nash einen Fehler gemacht hat.

An dieser Stelle ein paar grundsätzliche Erklärungen: Cobb ist ein sog. „Extractor“, der mit Medikamenten, zielgerichtet in Schlaf versetzen Personen in deren Träume folgt. Die Zielperson weiß nicht, dass sie sich in einem Traum befindet, der Extractor hingegen schon. So ist es ihm möglich, dem Träumenden in seiner Handlung zu beeinflussen und zur Preisgabe von Geheimnissen zu verleiten. Daneben braucht man einen Traumarchitekten. Der ist dafür verantwortlich die komplette Szenerie im Traum zu kreieren. Dabei ist es zu vermeiden, Personen oder Gegenstände aus der eigenen Erinnerung zu verwenden, sondern diese künstlich zu erschaffen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man sich verliert. Damit man den Traum von der Realität unterscheiden kann, haben Cobb und seine Mitarbeiter sog. Totems. Das sind Gegenstände, die in der Realität ein anderes Verhalten zeigen, als in der Traumwelt. Cobb verwendet hierzu einen Kreisel, der in der Traumwelt permanent in Drehung verbleibt.

Nun wieder zurück zum Film. Sato eröffnet Cobb, dass alles nur ein Experiment war, um ihn und sein Team zu testen und für den eigentlichen Auftrag vorzubereiten: Eine Inception. Hierbei handelt es sich um das Gegenteil der Extraction. Es sollen keine Gedanken gestohlen, sondern neue Gedanken so implantiert werden, dass der Träumende sie nach dem Aufwachen für seine Eigenen hält. Zielperson ist der potentielle Erbe Robert Fischer (Cillian Murphy), dessen Vater schon auf dem Sterbebett liegt. Er soll das Imperium seines Vaters zerschlagen, damit es Sato nicht zur übermächtigen Konkurrenz heranwächst. Hier muss man wissen, dass Cobb sich derzeit in Frankreich befindet und seine beiden Kinder in den Vereinigten Staaten bei seinen Eltern leben. Er kann sie aber nicht sehen, da er wegen eines Verbrechens gesucht wird. Sato bietet ihm für die Erfüllung des Auftrags an, seinen Einfluss dazu zu nutzen, alle Anklagen gegen Cobb verschwinden zu lassen, um ihm die Heimkehr zu seinen Kindern zu ermöglichen.

Nach leichtem Zögern nimmt Cobb diesen Auftrag an. Da Nash nicht mehr in seinem Team ist braucht er einen neuen Architekten und fragt seinen Vater (Michael Caine) um Rat. Der empfiehlt ihm die junge Studentin Ariadne (Ellen Page). Sie sei sehr talentiert und könnte durchaus noch bessere Qualitäten als Cobb selbst entwickeln. So kommt Ariadne ins Team. Cobb ist zwar auch ein guter Traumarchitekt, hat aber Probleme bei der Erschaffung seiner Traumwelten, da er dort immer wieder seine tote Frau Mal (Marion Cotillard) „erschafft“ und seine Traumreisen beeinflusst und stellenweise sogar gefährdet.

Auch hier wieder eine kurze technische Aufklärung: Träume können auch in unterschiedlichen Ebenen stattfinden, ein Traum im Traum sozusagen. Dabei lassen sich auch mehrere Ebenen schaffen. Das Problem ist nur, wenn man in einer der höheren Ebenen getötet wird, wacht man nicht einfach auf, sondern landet im Limbus und verbleibt dort Jahrzehnte, die in der Realität nur Minuten andauert. Dennoch ist dann nach dem Aufwachen durch den Jahrzehnte langen Aufenthalt im Nimbus das Gehirn wohl stark geschädigt, so dass man in der Realität einen bleibenden Schaden davonträgt. So muss man den Impuls zum Aufwachen, den sogenannten „Kick“ gleich mehrfach einbauen, in jeder Ebene einmal. D.h. man wacht quasi rückwärts von den höheren Ebenen bis in die Realität auf. Klingt kompliziert, ist aber so. Um die Zielperson sicher im Schlaf zu halten, braucht man einen guten Chemiker, der die richtigen Medikamente richtig dosiert. Außerdem benötigt man für eine Inception einen guten Verwandlungskünstler, der in den Traumwelten verschiedene Identitäten annimmt, die dem Träumer nahestehen. So kann die Gedankenwelt der betreffenden Person manipuliert werden.

So wird also noch der Chemiker Yusuf (Dileep Rao) und Fäscher Eames(Tom Hardy) engagiert. Cobbs engster Vertrauter Arthur (Joseph Gordon-Levitt) ist natürlich auch mit von der Partie.

Während den Vorbereitungen lernen sich Ariadne und Cobb näher kennen. Ariadne bemerkt Cobbs Probleme und forscht nach. Sie folgt Cobb in seine Traumwelten und entdeckt ein großes Geheimnis und auch die wahren Hintergründe. Sie versucht hier und auch später bei der Inception immer wieder, Cobb bei der Bewältigung seiner Probleme zu helfen.

Wird sie es schaffen, Cobb zu helfen, seine Vergangenheit loszulassen? Wird die Inception gelingen und Sato seine Abmachung einhalten? Wird Cobb seine Kinder wiedersehen? Wird er weiter seiner toten Frau nachtrauern oder sich in die zuckersüße Ariadne verlieben?

Nun, dafür müsst ihr schon selbst ins Kino gehen. Ab hier geht es jedenfalls in vielen Traumebenen mit sehr viel Action weiter. Es passieren Dinge, die in der Realität gar nicht möglich sind. Nie dagewesene Actionszenen dominieren den Film in jeder Ebene. Dennoch bleibt Zeit für Tiefgang um die Charaktere der Protagonisten tiefer zu beleuchten. Insbesondere Leonardo DiCaprio gibt hier eine tolle Vorstellung ab. Dieser Film ist aufgrund seiner neuen Idee schwer vergleichbar. Man könnte ihn vielleicht als eine Mischung aus Shutter Island und James Bond bezeichnen. Die Spannung wird während des Films sehr gut stufenweise aufgebaut. Einmal über die Ebene des Auftrags der Inception und ob sie gelingen wird, auf der anderen Seite die dunklen Geheimnisse Cobbs um ihn und seine Frau. Es gibt viele unvorhersehbare, überraschende Wendungen und Erkenntnisse die den Zuschauer bei der Stange halten. Auch wenn ich während der ersten Minuten noch skeptisch war, hat mir der Film sehr gut gefallen. Nachdem ich meine Kritik zu „Blog“ gebracht habe, schaute ich mir die anderen Kritiken an und fand meine Einschätzung bestätigt.

Einschlafen sollte man während des Films jedoch nicht, denn wer weiß, was dann passiert?