Archiv für den Monat: Juni 2011

Konzertbericht: Linkin Park Projekt Revolution 2011 auf dem Hessentag

Licht und Schatten gab es gestern zu erleben, als auch Sonne und Regen. Aber schön der Reihe nach. Gegen 15:00 Uhr machten wir drei – meine Tochter, mein Sohn und ich – uns auf den Weg zum Linkin Park Konzert auf den Hessentag in Oberursel. RMV Kombi Tickets haben ja den Vorteil, dass man alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen darf. Da ich keine Lust auf Staus vor und nach dem Konzert hatte, entschieden wir also, die Anreise mit Bus und Bahn vorzunehmen.

Das dauerte natürlich eine Weile, besonders wenn man in Groß-Zimmern wohnt.

Anscheinend ist die Existenz des RMV Kombi Tickets noch nicht allen Busfahrern im RMV Gebiet bekannt. Der Busfahrer der Linie 672 meinte nur wortkarg „Kenn ich nicht“, als ich ihm das Ticket unter die Nase hielt. Ich fragte ihn, ob er lesen kann und wies mit dem Finger auf das Kleingedruckte. Keine Antwort ist auch eine Antwort und so ging ich ungehindert weiter. Der „freundliche“ Busfahrer teilte seine „gute Laune“ auch mit anderen Mitfahrenden und wir waren froh, in Dieburg endlich aussteigen zu dürfen, nachdem der Busfahrer noch eine arglos, falsch parkende Autofahrerin wild zusammenhupte.

Weiter ging es dann mit dem Zug in Richtung Darmstadt und Frankfurt. Nachdem wir um kurz nach 17 Uhr die U3 nach Oberursel bestiegen, gab es dort sogar ein warmin-up von HR3.

Kurz nach der ersten Vorgruppe „Middle Class Rut“ kamen wir an, da wir die erste U-Bahn am Hauptbahnhof verpassten. Einen Platz in der ersten Reihe gab es natürlich nicht mehr, dafür eine gute Position im Mittelfeld ohne Gedränge und mit genügend Platz, sich problemlos mit Getränken und Essen zu versorgen.

Bisher spielte das Wetter noch mit und die Voraussage „Überwiegend trocken“ auf www.wetter.de bestätigte sich – zunächst.

Die 2. Vorgruppe „Anberlin“ spielte sehr überzeugend und abwechslungsreich Titel die man eindeutig weder in Rock, Pop noch Alternative einordnen konnte, sondern eher eine Mischung aus Allem darstellte.

Insgesamt war es hier noch ruhig im Publikum und meine Tochter beschwerte sich schon, dass niemand mitmachte.

Nach einer relativ kurzen Performance von ca. 30 Minuten wurde umgebaut
und „Dredg“ betrat die Bühne, um eine deutlich längere Performance zu bieten. Obwohl diese Band aufgrund ihrer Experimentierfreudigkeit auch einige Male die Musikrichtung komplett veränderte, gefiel uns der Auftritt sehr gut. Es waren sogar einige richtige Ohrwürmer dabei und ich fragte mich, warum sie bisher noch keine Chartplatzierung in den Top Ten hatten.

Langsam zogen dicke Wolken auf, aber es blieb immer noch trocken und ich nutzte die Pause, Essen heranzuschaffen, was aufgrund der langen Schlangen an der Grillbude, einige Zeit dauerte.

Diversen Gerüchten im Netz zufolge, sei ein Mitglied der 4. Vorgruppe „Die Antwoord“ verstorben und die „Guano Apes“ seien stattdessen angesetzt worden. Als Fan der ersten Stunde freute ich mich natürlich total darauf, aber es zeichnete sich schnell ab, dass „Die Antwoord“ doch auftreten sollte. „Die Antwoord“ spielen eine eigene Musikrichtung, die sie selbst als „Zef“ bezeichnen. Die Musik hat etwas mit amerikanischen Gangsterrap gemeinsam und vermischt die Elemente Rap, Drum&Bass und Elektro. Ihre Texte werden als satirisch und provokant bezeichnet. Soweit die Theorie.

Die Praxis war das schlimmste, was ich je in meinem Leben gehört habe:
F-Wörter ohne Ende, musikalisch schmerzhafter als ein Tinnitus und meine Bratwurst wollte beim Ansehen der Bühnen Performance wieder nach Draußen. Zunächst dachte ich, dass ich vielleicht einer konservativen Fehleinschätzung unterliege, aber meine Kinder sahen das auch so. Nach einigen Songs wurde es unruhig in der Hessentagsarena. Buhrufe wurden immer lauter und jede Menge Stinkefinger wurden gezeigt. Irgendwann verloren auch „Die Antwoord“ die Contenance und fingen an, das Publikum mit „Fuck You“ und anderen freundlichen Wörtern zu beschimpfen.

Irgendwie gefiel mir dann die Aussicht hinter mir wesentlich besser:

Der freundliche Casper wollte sicherlich nicht so verunstaltet werden. Die Zuschauer sahen das wohl auch so.

😉


Nachdem der Jugendschutz mit Füßen getreten wurde, machten sie einen auf „kinderfreundlich“ in lustigen Kostümen, die wohl an die Pokémons erinnern sollten.

Der Auftritt dauerte gefühlt sehr lange, endete aber tatsächlich relativ schnell gegen 20 Uhr. Es sei dahin gestellt, ob der Auftritt seitens der Akteure aufgrund der Reaktionen aus dem Publikum vorzeitig beendet wurde oder der Auftritt zeitlich im Plan war.
Während der Umbauphase für den Auftritt von „Linkin Park“ mit einem passenden Spendenaufruf für die Opfer des Tsunamis in Japan.

zogen noch mehr Wolken auf und es regnete heftig. Entsetzt stellte ich fest, dass es wirklich Menschen gibt, die mit einem Regenschirm aufs Konzert gehen. Ich befürchtete schon, den Auftritt von „Linkin Park“ nur akustisch mitzubekommen.
Doch kurz bevor es losging, verzogen sich die Wolken und „Linkin Park“ lies die Sonne scheinen.

Nachdem Chester, Mike, Brad, David und Rob die Bühne betraten, war es vorbei mit der Ruhe selbst in den hintersten Reihen.

Hier die Setlist

The Requiem
Faint
Lying From You
Given Up
What I’ve Done
No More Sorrow
From the Inside
Jornada del Muerto
Waiting for the End
Burning in the Skies
Numb
The Radiance
Iridescent
Fallout
The Catalyst
Shadow of the Day
In the End
Bleed It Out

Schon war die erste Stunde um. Zum Glück gab es noch eine Zugabe:

Empty Spaces
When They Come for Me
Papercut
New Divide
Crawling
One Step Closer

Die Mischung der Songs war nahezu perfekt. Es war für jeden etwas dabei, sowohl für die Fans erster Stunde, die Linkin Park bereits seit ihrer Gründung in den Neunzigern kennen, als auch für die jüngeren Fans wie meine beiden Großen, die erst seit wenigen Jahren dabei sind.

Nach einem für meinen Geschmack zu kurzen Konzert von etwas mehr als 90 Minuten, machten wir uns sofort nach „One Step Closer“ auf den Weg in Richtung U-Bahn Station, um noch rechtzeitig nachhause zu kommen. Alles war dort sehr genau geregelt und jede Menge Ordner sorgten dafür, dass die U-Bahnen nicht überladen wurden und niemand auf den Gleisen zu Schaden kam. Gegen 1:20 Uhr kamen wir dann endlich zu Hause an.

Fazit:

Unser erstes Konzert von „Linkin Park“ hat uns alle überzeugt, so dass es nicht unser letztes Konzert sein wird. Die Live-Performance der Band ist absolut genial und übertrifft die aus dem Studio um Längen. Alles war super organisiert und es war auch kein Problem, eine kleine Digicam mitzunehmen und die auch ausgiebig zu benutzen. Lediglich die Länge des Konzerts war aus unserer Sicht zu knapp bemessen. Anstatt dem überflüssigen Auftritt von „Die Antwoord“ hätte Linkin Park auch früher beginnen und dafür länger spielen können.
Dennoch: Es war deutlich mehr Licht als Schatten und mehr Sonne als Regen!