Mit einer Sprachreise verbinden die meisten wohl eine Aktivität für junge Menschen. Mir ging es da nicht anders und ich hätte mir eine Sprachreise in meinem Alter vor wenigen Jahren überhaupt nicht vorstellen können. Zudem waren mir damals die Möglichkeiten, über Bildungsurlaub vom Arbeitgeber freigestellt zu werden, noch gar nicht bekannt. Durch einen Kollegen, der sogar noch älter ist als ich und regelmäßig auf Sprachreisen in englisch- und spanischsprachigen Ländern unterwegs ist, kam ich erst selbst auf die Idee. Mit diesem kleinen Blogbeitrag möchte ich auf der einen Seite generell dazu ermutigen, sich sprachlich fortzubilden, auf der anderen Seite aber auch Tipps geben, wie man eine solche Reise gut durchorganisiert, um keine Enttäuschung zu erleben. Dazu gibt es natürlich auch einige Bilder von meinem Aufenthalt. Sollte ich die Zeit finden, werde ich den Artikel auch in die englische Sprache übersetzen.
Vorbetrachtung
Junge Menschen haben viel Zeit. Ferien in der Schule, Semesterferien im Studium. Da passt eine Sprachreise immer in den Zeitplan. Auch mehrere Monate sind dann keine Seltenheit. Für Berufstätige sieht es da schon anders aus. Deswegen hat wohl auch der Gesetzgeber auf Länderebene das Thema Bildungsurlaub geregelt. Einerseits eine feine Sache, andererseits kann man sich bei dem Begriff Länderebene schon vorstellen, dass es zu Ungleichheiten und unterschiedlichen Regelungen gekommen ist. Und das nur, weil der eigentlich zuständige Bund damals untätig war und sich nicht kümmerte. Wie dem auch sei, es gibt für die einzelnen Bundesländer verschiedene Regelungen und manche Bundesländer haben überhaupt keinen Bildungsurlaub. Wer sich näher informieren möchte, kann im Wikipedia-Artikel die Regelungen der einzelnen Länder nachlesen.
Was ist überhaupt Bildungsurlaub?
Bei Bildungsurlaub handelt es sich um bezahlten, zusätzlichen Urlaub, den der Arbeitnehmer dafür nutzen kann, sich gewerkschaftlich, politisch, beruflich oder allgemein zu bilden. Sprachurlaub passt sowohl in die allgemeine, als auch die berufliche Kategorie. Das wichtige dabei ist, es muss kein Bezug zum Beruf vorhanden sein. So kann ich auch einen Sprachurlaub in Russisch machen, wenn mich die Sprache interessiert, auch wenn ich sie im Beruf niemals brauchen werde.
Damit bekommt man also beispielsweise 5 Tage zusätzlichen Urlaub für eine Sprachreise. Wem 5 Tage zu wenig sind, kann dazu privaten Urlaub anhängen oder den Bildungsurlaub eines Jahres, den man nicht genutzt hat, auf das nächste Jahr übertragen. So habe ich es gemacht und bekam 10 Tage bezahlten Urlaub für meine Sprachreise nach Malta.
Nicht jeder Arbeitgeber unterstützt das. Viele Arbeitgeber stehen Bildungsurlaub negativ gegenüber, besonders kleinere Betriebe, die so etwas gar nicht kennen. Aber es ist ein Rechtsanspruch, den jeder Arbeitnehmer hat und der Arbeitgeber MUSS den Bildungsurlaub genehmigen. Er darf lediglich Einfluss auf den Termin nehmen, wenn er nicht in die betrieblichen Abläufe passt.
Beispiel gefällig? So sieht es in Hessen aus.
Für das Bundesland, in dem ich lebe, sieht das ganze so aus: In Hessen gibt es zwar ein Gesetz zur Regelung des Bildungsurlaubs, aber es sind keine Regelungen zur Anerkennung vorhanden. D.h. es gibt in Hessen keine Angaben darüber, wie viele Wochenstunden man in der Schule verbringen muss. Hessen orientiert sich dabei an dem Bundesland Hamburg. Hier gibt es konkrete Regelungen zur Mindestanzahl an Wochenstunden, die man in der Sprachschule absolvieren muss. Dies wären dann 6 Zeitstunden pro Werktag, also 30 Wochenstunden. Viele Schulen bieten aber nur 30 Schulstunden mit jeweils 45 Minuten an. In diesem Fall müsste man dann 10 Schulstunden dazu buchen, um auf die geforderter Stundenanzahl zu kommen.
Welche Unterlagen werden gebraucht?
Zunächst einmal benötigt man die Anerkennungsurkunde der Schule. Im Beispiel Hessen wäre das die Anerkennungsurkunde für Hamburg. Dazu verlangen viele Arbeitgeber einen Stundenplan der Sprachschule. Das sollte es dann auch schon gewesen sein.
Kann ich die Kosten von der Steuer absetzen?
Das ist möglich, wenn sich ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsurlaub und der beruflichen Tätigkeit ergibt. Benötigt man die Fremdsprache in der Firma und besucht einen Businesssprachkurs, kann man die Kosten von der Steuer absetzen. Besucht man einen Sprachkurs ohne die Bezeichnung “Business”, wird es schwieriger, weil dann das Finanzamt unterstellt, es wäre für private Zwecke. In diesem Fall sollte man sich vom Arbeitgeber bescheinigen lassen, dass man die Fremdsprache zwingend für die Ausübung seiner Tätigkeiten benötigt. Das sollte im Regelfall ausreichen, denn nicht jeder braucht für seinen Beruf einen Business Sprachkurs, der noch einmal deutlich anspruchsvoller als ein Standardsprachkurs ist. Meine Steuererklärung für 2015 steht noch aus, so dass ich keine endgültige Aussage dazu machen kann.
Im Folgenden beziehe ich mich nur noch auf die Fremdsprache Englisch und meine persönlichen Erfahrungen.
Die Organisation einer Sprachreise. Wie finde ich den richtigen Ort für mich?
Man kann eine Sprachreise natürlich frei planen. So suchen sich manche die passende Sprachschule und buchen Flug und Hotel einfach selbst. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ich wollte es lieber bequem haben und habe meine Sprachreise bei Look-Sprachreisen gebucht, die alles sehr toll für mich organisierten. Man sollte sich aber zuerst fragen, wo man hin möchte. Für die Fremdsprache Englisch bietet sich auf dem ersten Blick natürlich Großbritannien an und die renommierten Sprachschulen wie z.B. in Brighton. Da im September dort mitunter nicht das beste Wetter vorherrscht und ich unbedingt ans warme Meer wollte, entschied ich mich für Malta.
Mein Veranstalter machte mir ein gutes Angebot für die European School of English (ESE), eine der besten Sprachschulen auf Malta. Den Flug musste ich selber buchen. Hier ein kleiner Tipp: Ich schaute mir die Preis zwischen Januar und März an mit Abflug von Frankfurt. Im Januar kostete der Hin- und Rückflug noch 380 EUR (Lufthansa) und im März fiel der Preis auf 238 EUR. Warten und beobachten lohnt sich also. Später als 3 Monate vor Abflug sollte man jedoch nicht buchen, da besonders zur beliebten Ferienzeit die Preise dann wieder steigen. Als ich vor einigen Tagen meinen Urlaub für 2016 buchte – es sollte dieses Mal nach Gozo gehen – kostete der Flug im Juni sogar nur noch 169 EUR ab Frankfurt mit Lufthansa.
Ich habe eine Redehemmung…soll ich wirklich?
Ja, unbedingt!!! Man kommt nach einem Test in eine passende Klasse. Dort sind alle auf etwa gleichen Niveau. Ich hatte diese Hemmung sehr lange und vor einigen Jahren abgelegt. Es ist einfach nur eine Einstellungssache. Es gibt auch viele Migranten in Deutschland, die kein perfektes Deutsch sprechen. Aber stört Ihr Euch daran oder lacht Ihr die Menschen aus? Nein, in den meisten Fällen versteht ihr sie und die Kommunikation klappt. Mit dieser Einstellung wurde ich meine Redehemmung los. Ich habe einfach, ohne mich zu sehr auf das Vermeiden von Fehlern zu konzentrieren, drauf los geredet. Und es klappt. Man wird verstanden und durch die Übung wird man auch immer besser. Es ist absolut unbegründet, wegen der Angst vor Fehlern, nicht zu reden. So lernt man die Sprache nicht. Ich habe Schüler kennen gelernt, die weniger gut Englisch konnten als ich und wir konnten uns trotzdem gut unterhalten. Anders herum gab es auch Schüler in den höheren Kursen, ich selbst war B2 eingestuft, die auch keine Probleme hatten, mich zu verstehen.
Welche Unterkunft ist die beste ? Gastfamilie, Hotel oder Schule?
Hier gehen die Meinungen auseinander. Ich entschied mich, die Residenz in der Schule zu buchen. Diese befindet sich direkt über den Klassenräumen und bietet komfortable Doppelzimmer. Viele Sprachschüler wohnen aber auch im Hotel, besonders wenn sie nur eine kurze Sprachreise von wenigen Wochen machen. Andere bevorzugen Gastfamilien. Der Vorteil liegt auf der Hand. Man kommt sofort in den Kontakt mit den Menschen auf Malta und wendet die Fremdsprache durchgehend an. Als Nachteil sehe ich die Abhängigkeit. Man muss zu den Essenszeiten dort sein, oft teilt man das Zimmer mit anderen Schülern. Zudem befinden sich die Gastfamilien oft etwas außerhalb und man muss langeLaufen oder mit dem Bus fahren.
Warum Malta ?
Malta ist ein kleiner Inselstaat, südlich von Sizilien gelegen, mit den Inseln Malta, Gozo und Comino. Mit 28 km Länge und 13 km Breite ist sie vergleichsweise kompakt. Mallorca hat beispielsweise eine Ausdehnung von bis zu 98 km mit fast 900.000 Einwohnern. Malta besitzt davon gerade mal die Hälfte. Geographisch ist Malta relativ vielseitig. Im Osten und Nordosten gibt es wunderschöne Sandstrände, wohingegen im Nordwesten und Westen scharfe Küstenlinien mit steilen Klippen vorherrschen. Wasser ist auf Malta sehr knapp und muss künstlich aufbereitet werden. Flüssen sind keine vorhanden. In den Sommermonaten ist es dort trocken und sehr warm, aber nicht extrem heiß. Die heißeste Durchschnittstemperatur gibt es mit circa 32°C im Augst, im Januar liegt sie bei etwa 16°C. Die Vegetation ist spärlich. Wenn man nicht gerade im Frühling auf Malta ist, sieht alles trostlos und karg aus. Aber auch das hat seinen Reiz. Bäume gab es auf Malta vor einigen Jahrhunderten, diese wurden jedoch von den Römern weitestgehend abgeholzt.
Die Besiedelung der kleinen Insel begann vor etwa 6 Jahrtausenden. Danach war sie immer wieder im Fokus der verschiedenen, zur jeweiligen Zeit vorherrschenden Mächte, die Malta gerne für sich vereinnahmen wollten. Griechen, Römer, Osmanen, Franzosen und letztlich auch die Briten. Hauptsächlich wegen der strategisch guten Lage der Insel. Dennoch hielt die maltesische Bevölkerung den Widersachern, wie das kleine Gallien, stand, wenngleich mit hohen Verlusten. Neben der großen osmanischen Belagerung im Jahr 1565, widerstand der kleine Inselstaat auch die Belagerung durch die Deutschen und Italiener. Dafür erhielt die Bevölkerung 1942 vom britischen König das Georgs-Kreuz verliehen, welches ein markantes maltesisches Symbol, nicht nur in der Landesflagge, wurde.
Mittlerweile ist Malta ein unabhängiger Staat und Mitglied der europäischen Union mit dem Euro als Zahlungsmittel. Die Amtssprache ist Englisch, weshalb sich auf Malta auch zahllose, englische Sprachschulen etabliert haben. Dennoch haben sich die Malteser ihre eigene Sprache bewahrt. Maltesisch wird in Malta häufig gesprochen und wer als Migrant nach Malta kommt, wird selbst mit fließenden Englischkenntnissen Probleme haben, in Malta beruflich Fuß zu fassen. Wer in Malta leben möchte, muss fast zwingend auch die arabisch geprägte, maltesische Sprache beherrschen. Warum ist Englisch dann Amtssprache? Nun, das liegt an der britischen Belagerung. Maltesische Kinder werden natürlich in englischer Sprache unterrichtet, es gibt nur englische Literatur und Schulbücher, Film und Fernsehen wird ebenfalls nur in englischer Sprache übertragen. Wer sich aber auf den maltesichen Festen aufhält, wird schnell merken, dass man in Malta zweisprachig unterwegs ist. Maltesisch wird gesprochen und gepflegt und gehört auf Malta einfach dazu. Nur um die Jugend wird sich etwas gesorgt und ob die Sprache wirklich auch in den nächsten Generationen bestand haben wird.
Neben den vielen, schönen Sandstränden, gibt es auf Malta auch sehr viel historisches zu sehen. Die vielen Bevölkerungsgruppen, die dort residierten, haben ihre Spuren nicht nur in der Architektur hinterlassen. Diese reichen Jahrtausende zurück bis hin zu alten Tempelanlagen und Gräbern. Nicht nur Sonnenhungrige und Kulturbegeisterte werden sich auf Malta wohl fühlen. Im Party-Hot-Spot St. Julians im Stadtteil Paceville findet sich eine Diskothek neben der anderen, Bars, Kneipen und zahlreiche, sehr gute Restaurants. Hier wird nicht nur am Wochenende die Nacht zum Tag gemacht. Oft wird dort gefeiert bis es hell wird. Einheimische, Sprachschüler, Touristen, alte und junge Menschen sind gleichermaßen dort vertreten. Der Schwerpunkt liegt jedoch schon mehr bei den jungen Leuten. Ich fühlte mich mit meinen beinahe 50 Jahren aber zu keiner Zeit unwohl oder Fehl am Platz. Im Gegenteil, es gibt wirklich für jeden Musikgeschmack etwas. Dazu aber später noch mehr.
Ich denke, jetzt sollte jedem klar sein, warum ich Malta als Ziel für meine erste Sprachreise ausgewählt hatte.
Was muss ich bei der Planung beachten?
Viel zu beachten gibt es eigentlich nicht. Unterrichtsmaterialien gibt es vor Ort. Man sollte an die üblichen Dinge denken, die man bei einem Urlaub in warme Regionen einpackt wie Sonnencreme, Kopfbedeckung, etc. Ein Wörterbuch ist auf jeden Fall zu empfehlen und natürlich einen guten Reiseführer. Hier kann ich jedem nur „Malta: Gozo & Comino“ von Michael Bussmann wärmstens ans Herz legen.

Dieser Reiseführer bietet alles was man benötigt und wird immer wieder empfohlen.
Auch wenn es in Hotels einige deutsche Steckdosen gibt, sollte man sich nicht darauf verlassen und entsprechende Adapter mitnehmen. Hilfreich ist auch eine mobile Powerbank, wenn man unterwegs ein Smartphone benötigt. Die Akkus moderner Smartphone halten ja mittlerweile nur noch einen Tag. Wer noch ein Tablet mitnehmen möchte, sollte schon eine 10.000 mAh Powerbank einplanen.
Für die Barabhebung vor Ort empfehle ich immer wieder gerne, sich bei der Postbank eine SparCard zu besorgen. Die kostet nichts und man kann damit bis zu 2000 EUR kostenlos im Ausland abheben, EGAL welche Währung das Land besitzt. So sind bis zu 10 gebührenfreie Abhebungen weltweit pro Jahr möglich!!!
Viele Sprachschulen fordern vorher oder vor Ort einen Test, um die Einstufung vorzunehmen. Es gibt hier verschiedene Kenntnisstufen von A1 bis C2. Der Test dient dazu, die Studenten den passenden Klassen zuzuordnen. Es macht keinen Sinn, solche Tests im Vorfeld zu üben, da man auch bei Unter- und Überforderung die Klasse wechseln kann. Also bitte nicht zu ernst nehmen.
Organisation vor Ort. Wie läuft alles ab? Mein Erfahrungsbericht mit vielen Tipps
In meinem kleinen Erfahrungsbericht, möchte ich euch etwas über meine Sprachreise erzählen, meine Eindrücke mit zahlreichen Bildern vermitteln und auch viele Tipps geben, was man auf Malta alles unternehmen kann. Weiter geht’s hier mit Teil 2, meine erste Woche auf Malta.
Wow! Ein wirklich absolut großartiger Beitrag und ich bin sehr froh diesen gefunden zu haben 🙂 Ich wusste nicht das man einen Anspruch auf Bildungsurlaub hat, aber man lernt ja nie aus 🙂
Ich hatte meine Sprachenreise bisher einzig und allein mithilfe meines verfügbaren Urlaubes geplant…was immer ein bisschen knapp war…die zusätzliche Woche bringt mir die Lösung die ich die ganze Zeit gesucht habe 😀
Gilt dieser Bildungsurlaub auch innerhalb Deutschlands? Hatte mir in meiner Planung diese Sprachschule in Berlin rausgesucht, um dort englisch zu lernen. Ich denke das sollte klappen oder?
Jedenfalls erstmal riesen Dank für diesen Beitrag und ich lese jetzt erstmal Teil 2 🙂
Viele Grüße
Nico