Update vom 05.04.2019: Neues Firmwareupdate für den Osmo Pocket 1.6.0.20:
Im Kapitel Firmware habe ich das aktuelle Firmware Update vorgestellt, dass einige wichtige Verbesserungen enthält. Dazu gibt es auch ein kurzes Video.
Update vom 29.03.2019: Behebung von Verbindungsproblemen mit Android 9 und Huawei Smartphones bei Verwendung des DJI Wireless Moduls:
Ich habe einen kurzen Beitrag dazu verfasst, wie Ihr Euer Huawei Smartphone mit Android 9 mit dem DJI Osmo Pocket verbindet, wenn Ihr das Funkmodul nutzt. Den Artikel findet Ihr hier.
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Es gibt viele YouTube Videos zur DJI Osmo Pocket, jedoch sehr wenige klassische Testberichte, obwohl ich diese manchmal besser finde. So kann man sich einfach Zeit nehmen und alles in Ruhe durchlesen oder auch ausdrucken. Ich habe mich für Beides entschieden und schreibe nun hier meine Erfahrungen mit dem DJI Osmo Pocket auf. Daneben könnt Ihr Euch aber auch meine YouTube Videos dazu anschauen. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Testvideos. Link weiter unten.
Der Weg zum DJI Osmo Pocket – Kaufberatung und Entscheidungshilfe
Auf der Suche nach einer Kamera, die ich, als Ergänzung zu meinen Luftaufnahmen mit der Drohne, auch am Boden verwenden kann, bestellte ich mir vor ein paar Tagen den DJI Osmo Pocket. Der? Die? Das? Das ist wohl die erste Frage, die sich einem stellt, wenn man über den DJI Osmo Pocket spricht. DJI selber sieht in männlich. Eine Kamera ist aber weiblich. Naja, ähnliches bin ich schon von meiner Mavic 2 Pro gewohnt. Seht mir bitte nach, wenn ich hin und wieder in einen Gendermix verfalle.
Warum der DJI Osmo Pocket? Nun, eine Kamera habe ich schon, die wirklich tolle Fotos macht. Das trifft auch auf mein Huwwei Mate 10 Pro zu, dessen Kamera ebenfalls sehr gute Qualität abliefert. Beide schwächeln aber bei den Videoaufnahmen, denn sowohl elektronischer, als auch optischer Bildstabilisator, sind nicht wirklich für das Filmen ohne Stativ gemacht. Wackler sind nicht zu vermeiden, besonders, wenn man während der Aufnahme geht oder läuft. Genau das war aber mein Plan: Ich besitze schon eine DJI Drohne, die Mavic 2 Pro, die ebenfalls mit einer Gimbalkamera ausgestattet ist. Der look Aufnahmen ist total unterschiedlich im Vergleich zu meinen anderen Kameras. Es passt einfach nicht zusammen. Da man sich mittlerweile an Drohnenvideos schon satt gesehen hat, wollte ich diese mit Aufnahmen vom Boden in ähnlicher Qualität kombinieren. Das schon, bevor es den DJI Osmo Pocket gab.
Alternativen sind z.B. der Osmo Plus und Osmo Mobile, oder der Ronin S für ganz ambitionierte, um darin eine Profikamera zu befestigen. Nur was haben alle drei Modelle gemeinsam? Richtig, sie sind sehr klobig und am Ende nimmt man sie aufgrund der ungünstigen Packmaße doch nicht mit in den Urlaub.
Warum dann keine GoPro oder Insta360 One X?
Die GoPro ist sicher eine gute Kamera, besitzt aber einen herkömmlichen Stabilisator, genauso wie die Insta360 One X. Die Aufnahmen sehen schon sehr gut aus, aber mir fehlte darin einfach noch das letzte Quentchen an Ruhe. Bei der GoPro handelt es sich zudem um eine ActionCam, die für schnelle und flotte Aufnahmen sehr gut geeignet ist, wie z.B. auf der Skipiste oder beim MotoCross. Dazu hört man immer wieder von Hitzeproblemen. Die Insta360 One X hat trotz höherer Auflösung keine so gute Bildqualität wie der DJI Osmo Pocket, speziell bei schlechten Lichtverhältnissen. Also fiel die Entscheidung auf den DJI Osmo Pocket.
Um es auf den Punkt zu bringen: Wer unbedingt 360° Videos machen möchte und auch viel Action bei seinen Aktivitäten einbindet, diese hauptsächlich tagsüber betreibt, sollte zur Insta360 One X greifen. Reine ActionCam Enthusiasten eher zur GoPro. Wer es eher gemütlich mag und hauptsächlich beim Gehen filmt oder auch gerne Vlogs produziert, auf sehr gute Bildqualität Wert legt, auch bei schlechten Lichtverhältnissen, ist mit der DJI Osmo Pocket besser bedient.
Lieferumfang – oder was bekommt man für 360 EUR?
Geliefert wird der DJI Osmo Pocket in einem kleinen Pappkarton, der etwas an einen 6er Eierkarton erinnert. Enthalten ist der DJI Osmo Pocket, eine Schützhülle, ein USB-C Ladekabel, 2 Adapterstecker zum Anschluss eines iPhones oder Android-Smartphones, eine Handschlaufe und eine kurze Anleitung. Das wars und man denkt eigentlich, gut so!Aber das ist leider nicht so, denn es kommt auch auf die inneren, gelieferten Werte an!
Technische Daten – Was steckt drin im DJI Osmo Pocket
Ich möchte hier nicht die technischen Daten alle in Summe aufzählen. Das wichtigste in Kürze:
Der DJI Osmo Pocket besteht aus einem kleinen Handstück mit einer aufgesetzten Gimbalkamera. Das ganze Konstrukt wiegt mit nur 116 Gramm sehr wenig und ist auch entsprechend klein.
Die Kamerablende beginnt schon bei 2.0, was für eine gute Abbildungsleistung bei schlechten Lichtverhältnissen sorgt. 12 MP für Fotos sind bei der geringen Sensorgröße von 1/2.3″ mehr als genug. Der ISO Wert reicht bis 3200, was man aber nicht ausreizen sollte, denn die Qualität wird vermutlich schon bei ISO800 deutlich abnehmen und die Bilder sind stark verrauscht. Es lassen sich mit der Kamera Einzelaufnahmen, Panoramen, Zeitraffer und bewegte Zeitraffer erstellen. Letzteres ist besonders interessant, denn bei einer Profikamera ist ein bewegter Zeitraffer mit hohem finanziellen Aufwand verbunden. Man benötigt speziellen Laufschienen, in der die Kamera dann während der Aufnahme von Einzelbildern bewegt wird. Hier braucht man das alles nicht!
Der 3-Achsen-Gimbal stabilisiert die Kamera auf 3 Ebenen mechanisch über kleine Motoren. Ein Gimbal ist die beste Art der Stabilisierung und jedem anderen Bildstabilisator, elektronisch oder optisch, hoch überlegen.
Besonders interessant sind die Videodaten: Es sind Aufnahmen in FullHD und 4K möglich und man kann dabei zwischen sehr vielen Frameraten von 24p bis hin zu 60p wählen. Selbst meine Mavic 2 Pro schafft in der Auflösung nur 30p. Klasse! Dazu eine Videodatenrate von 100 Mbit/s, welche dafür sorgt, dass viele Details mit in die Aufnahme kommen. Diese Datenrate erhält man aber nur im Modus “Superfein”, nicht ohne eine Warnmeldung, dass es nun heiß zugeht. Videos werden dann auf 29 Minuten begrenzt. Natürlich kann man die Bilder auch als RAW abspeichern und selbst im Videomodus gibt es ein sogenanntes RAW-ähnliches Cinelike Profil, welches der späteren Nachbearbeitung zugute kommt.
Über die Auflösung und Pixeldichte des Touchdesplays finden sich keine Daten, lediglich dass es eine Bilddiagonale von 1 Zoll besitzt.
Der Akku ist mit 875 mAh nicht üppig ausgestattet, soll aber bis zu 140 Minuten halten und in etwas über 70 Minuten wieder aufgeladen sein. Tatsächlich habe ich es nicht geschafft, mehr als 100 Minuten mit einer Akkuladung auszukommen. Hier überteiben die Hersteller gerne. Die Laufzeit hängt auch stark von der Umgebungstemperatur ab. Hier ist ein Bereich von 0°C bis 40°C als Betriebstemperatur angegeben. Wie Bitte? Darf ich den DJI Osmo Pocket dann im Winter nicht verwenden? Bisher konnte ich ihn noch nicht bei Minustemperaturen einstzen.
Der microSD Kartenleser kann mit exFAT formatierte Speicherkarten bis 256 GB lesen, was mehr als ausreichend sein sollte.
Zur Aufzeichnung von Audio besitzt der Osmo Pocket 2 Mikrofone. Eines ist vorne und eines unten angebracht. Man sollte gut darauf achten, diese während der Aufnahme nicht zu verdecken, dann ist die Klangqualität sogar sehr gut. Einen Bedarf für den externen Mikrofonadapter habe ich daher auch nicht.
Die USB-C Ladebuchse befindet sich an der Unterseite. Über zwei Adapterstecker, die im Lieferumfang enthalten sind, können Smartphones per Steckkontakt angeschlossen werden:
Hier wird man etwas in der Aufzählung vermissen: Was ist mit WLAN? Einfache Antwort: Gibt es nicht, ohne Geld in die Hand zu nehmen. Damit ist dann auch eine drahtlose Anbindung eines Smartphones mit Livebild möglich.
Qualität, Design und Verarbeitung – Plastgikbomber?
Für 36H0 EUR kann man schon einiges erwarten. Und ich war angenehm überrascht. Trotz der nur 116 Gramm wirkt der Osmo Pocket fast schon schwer und stabil.Das liegt am Schwerpunkt. Die Kamera befindet sich oben und ist in einem Metallgehäuse untergebracht, auch der Gimbal selbst besteht überwiegend aus Metall.
Das Gehäuse selbst ist aus Kunststoff gefertigt, zumindest außen.
Die Verarbeitung ist als sehr gut zu bezeichnen. Das Gehäuse liegt gut in der Hand, man muss nur aufpassen, dass man das Mikrofon nicht verdeckt. Das kleine Touchdisplay ist sehr hell und zur Motiverkennung und Beurteilung der Bildparameter überraschend gut geeignet.
Über das Design kann man streiten. Der kleine Omso Pocket schaut schon recht schick aus, ist aber auch kein Kandidat für den Red Dot Award.
Besonders gut ist auch die Hülle gelungen. Man muss nur wissen, dass der Osmo Pocket nur dann hinenpasst, wenn keine Halter oder sonstiges Zubehör daran befestigt sind.Sie ist innen gut gepolstert und besteht aus Hartplastik, so dass man keine Sorge haben muss, dass der Osmo Pocket beim Transport beschädigt wird. Außen besitzt die Tasche entsprechende Löcher zur Befestigung der Handschlaufe. Auch das Laden ist in der Tasche möglich. Die Lasche zum Schließen besitzt sogar eine Aussparung, um das Smartphone von Außen anzuschließen. Das macht so aber keinen Sinn, da der Gimbal ja frei beweglich sein muss.
Bedienung – Alles einfach?
Ich hatte den Osmo Pocket ja erst gerade gekauft, ein Teil der Kinderkrankheiten wurde schon behoben. Was immer noch schlecht ist, schreibe ich Euch später im Kapitel “Was mir am Osmo Pocket nicht gefällt” auf.
Wer lieber ein Video schauen möchte, kann sich auf meinem Kanal den Test anschauen, wo sich auch eine kurze Einführung in die Bedienung findet.
Die Bedienung geschieht durch die Kombination der beiden Taster auf der Rückseite und den im Display enthaltenen Touchscreen. Der rechte Taster ist multifunktional:
1 Druck: Wechsel zwischen Foto- und Videomodus
2-fach Druck: Zentrieren der Kamera
3-fach Druck: Drehen der Kamera in den Selfiemodus
Die linke Taste dient zum Starten der Aufnahme oder Erstellen eines Videos.
Bis vor dem letzten Update war die Bedienung noch recht kompliziert, da gewisse erweiterte Einstellungen aus dem Pro-Modus nur über ein angeschlossenes Smartphone erreichbar waren. Nun kann man den Pro-Modus im kleinen Touchscreen aktivieren und braucht das Smartphone fast gar nicht mehr.
Wischt man nach rechts, erhält man Zugriff auf die Wiedergabeliste, ein Wisch nach links führt in die jeweiligen Fotomodi wie Video, Foto, Zeitraffer, Pano.
Wischt man im jeweiligen Menü weiter nach links, gelangt man tiefer in die Menüstruktur des jeweiligen Foto- oder Filmmodus und kann so Bildrate, Auflösung, Format etc. festlegen:
Mit einem Wisch nach oben, gelangt man ins Menü für die verschiedenen Folgemodi, die Zentrierung und den Selfie-Modus.
Wischt man nach oben, kommt man zu den Einstellungen. Dort kann man das Bildschirmformat, ändern, die Helligkeit, den Pro-Modus aktivieren,
zwischen AFS und AFC wechseln
und die Gerätedaten auslesen oder verändern, wie Akkuzustandsanzeige einsehen oder Ausschaltzeit festlegen. Hier wird auch auf die Spracheinstellungen zugegriffen.
Der Pro-Mode: ist der Pro-Mode aktiviert, sieht man oben links im Display ein entsprechendes Symbol.:Wenn man darauf tippt, kommt man zu den Einstellungen für Belichtungszeit, ISO-Wert, Weißabgleich und Belichtungskorrektur.
Diese Änderung in der Firmware war lange überfällig, denn niemand möchte sein Smartphone anstöpseln, um solch elementare Einstellungen zu verändern. Das hätte den Vorteil der Kompaktheit völlig zunichte gemacht! Je nach Modus, sind unterschiedliche Einstellungen verfügbar. Im Videomodus bekommt man so auch den Zugriff auf das Cinelike Profil.
Der neue Stroymodus ist allerdings nur über das Smartphone erreichbar und aktuell nur, wenn es mechanisch verbunden ist.
Die Bedienung mit dem angestecktem Smartphone ist natürlich auch möglich. Besser noch per WLAN, denn dann kann man den Osmo Pocket auch fernsteuern, wenn er sich z.B. auf einem Stativ befindet. Perfekt für ein Gruppenfoto, wo man auch selbst dabei sein möchte. Die Anbindung per Smartphone hat natürlich trotzdem noch weitere Vorteile. Es gibt eben hier viele zusätzliche Möglichkeiten. Man kann das Smartphone als großen Kontrollmonitor benutzen, kann auch viel besser beurteilen, ob die Bildparameter richtig eingestellt sind. Zudem sind immer noch viele Einstellungen nur über die Mimo App erreichbar. Beispielsweise das Histogramm oder Gitterlinien sind nur so anzeigbar. Hier sind einfach die Grenzen des kleinen Displays sichtbar. Dennoch, man braucht das Smartphone definitiv seltener.
Ersteinrichtung – Die Sache mit dem Registrierungszwang
Schaltet man den Osmo Pocket ein, kann man ihn nicht benutzen, ohne sich vorher bei DJI zu registrieren. Man muss zwingend einen Account anlegen! Das geschieht alles über die Mimo App, die man über den Play Store bzw. App Store installieren muss. Verbindet man dann das Smartphone mit dem Osmo Pocket, wird die App automatisch gestartet (Die Android Meldung mit der Art der USB Verbindung kann man ignorieren und abbrechen) und der Aktivierungsdialog beginnt. Da ich schon eine DJI Drohne besitze, konnte ich mein bestehendes Konto verwenden.
Nach der Aktivierung werden evtl. Mögliche Firmwareupdates zur Installation angeboten. Diese sollte man auch installieren, denn tatsächlich bringen sie eine Verbesserung oder zusätzliche Features.
Beim Einschalten, sollte man dem Gimbal genügend Freiraum zur Initialisierung lassen.
Im Anschluss kann man dann auch schon loslegen, mit oder ohne Smartphone.
Video und Bildqualität – Tipps für bessere Videos!
Ich stelle regelmäßig Videos auf YouTube ein, anhand derer Ihr die Videoqualität selbst beurteilen könnt. Mein erster Eindruck bei schlechten Lichtverhältnissen war schon sehr gut. 4K Videos sind gestochen scharf und lassen sich im Cinelike Profil auch super nachbearbeiten, was Colorgrading angeht. Man ist zudem durch die vielen verschiedenen Frameraten sehr flexibel. Kinofeeling mit 24 fps oder PC-konform mit 30/60fps, alles kein Problem. Die Schwenks sind sehr weich und wenn man nicht wild herumspringt, sind die Gehbewegungen nur noch ganz leicht wahrnehmbar. Mein Ziel ist damit erreicht, denn die Aufnahmen harmonieren sehr gut mit den Aufnahmen meiner Mavic 2 Pro. Sie wirken dank dem Gimbal genauso weich und kommen auch qualitativ nahe heran.
Nutzt man den AFC (Automatischer Fokus), kann immer wieder mal im Video ein Fokuspumpen auftreten. Hier muss man halt entsprechend reagieren und mehr Material aufnehmen oder den Fokus auf AFS (Statisch) setzen. In diesem Fall reicht es, im Touchscreen einen manuellen Fokus zu setzen. Bei Landschaftsaufnahmen mit gleichbleibender Entfernung definitv die bessere Wahl.
Bewegungsartefakte habe ich keine feststellen können. Die Videoqualität habe ich auf meinem großen Samsung 65Q8FN QLED Monitor bewertet, der auch jegliches 4K Material wiedergeben kann. Hier bin ich also absolut zufrieden. Selbst Aufnahmen bei Nacht mit einer wackligen Barkasse durch den Hamburger Hafen, entlang den beleuchteten Gebäuden wie der Elbphilharmonie, wirken sehr detailreich und wenig verrauscht.
Die Fotoqualität ist gut, aber kann natürlich nicht mit meiner Panasonic FZ1000 mithalten, dafür sind das Objektiv und der Sensor viel zu klein. Für einen Schnappschuss sind die Bilder bei guten Lichtverhältnissen akzeptabel, man sollte aber hier nicht zuviel erwarten. Besonders praktisch ist dabei, auch lange Belichtungen aus der Hand ohne Stativ realisieren zu können.
Tipps für deutlich bessere Videoqualität
Wenn man wirklich qualitativ hochwertige Videos erstellen möchte, sollte man die Shutterregel beachten. Diese Regel kommt noch aus Analogfilmzeiten, wo man eine umlaufende, mechanische Blende hatte, die zu 180° abgedeckt war und dafür sorgte, dass zwischen 2 Frames eine Pause von 1/24s bleibt, damit es zu einem flüssigen Bewegungsablauf kommt. Je länger die Belichtungszeit im Vergleich zur Framerate ist, je verwaschener wirken die Videos (Motion Blur, manchmal auch Absicht) und je kürzer die Belichtungszeit im Vergleich zur Framerate ist, umso abgehackter wirken die Videos (Bei manchen Filmen Absicht wie z.B. bei “Der Soldat James Ryan”).
Um es kurz zu machen. Man wählt immer den doppelten Wert der Framerate als Belichtungszeit, also 1/50 bei 24fps, 1/60 bei 60fps, wobei mit zunehmender Framertate, diese Regel etwas an Bedeutung verliert.
Außerdem sollte man für den ISO-Wert und Weißabgleich feste Werte verwenden, denn sonst ändert sich die Helligkeit im Video und die Färbung. Das dann in der Nachbearbeitung zu beheben, ist extrem aufwändig, weil man diese Werte ja auch nicht mehr im Videomaterial erkennen kann. Bei heller Umgebung führen lange Belichtungszeiten wie z.B. 1/60s zur Überbelichtung. Hier kommen dann ND-Filter zum Einsatz, da man ja keine verstellbare Blende besitzt, um den Helligkeitseinfall auf den Sensor zu verringern.
So verwendet man dann z.B. bei Bewölkung einen ND4 oder keinen Filter, bei schwachem Sonnenlicht ND8 und viel Licht ND16 oder höher.
Ich habe mir dazu die Cinelike Filter von Polarpro bestellt, dem führenden Hersteller von ND Filtern. Das Set enthält 3 Filter: ND4, ND8 und ND16, was im Allgemeinen ausreichend ist.

Es gibt natürlich noch viele weitere Filter, auch Polfilter und ND-Filter für Langzeitbelichtung. Das sind aber alles Dinge, die ausschließlich beim Fotografieren Sinn machen. Ein Polfilter muss an die aktuelle Situation angepasst werden, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. Bei Videoaufnahmen, ändert sich die Situation permanent, daher macht ein Polfilter hier keinen Sinn. Auch hohe ND-Filter ab ND64 bis ND1000 sind nur dann von Bedeutung, wenn man Langzeitbelichtungen auf einem Stativ machen möchte, um z.B. am Strand oder einem See, die Wellen verschwimmen und weicher werden zu lassen. Da ich aber mit der Panasonic FZ1000 eine hochwertige Kamera besitze, nutze ich den Osmo Pocket eher nur für kurze Schnappschüsse. Daher benötige ich auch keine weiteren Filter mehr. Ggf. ändert sich das noch in Zukunft.
Nützliches Zubehör:
Das WLAN Funkmodul sollte man sich auf jeden Fall besorgen, auf das Komplettset kann man verzichten. So hat man deutlich mehr Möglichkeiten, den Osmo Pocket auch aus der Ferne zu steuern und die Bildqualität im Vorfeld besser zu beurteilen.

Als Halterung empfehle ich die folgende von Skyreat. Sie besteht aus Kunststoff und ist innen mit Silikon verkleidet, damit der Osmo Pocket nicht beschädigt wird. Damit kann man jegliches GoPro Zubehör verwenden, inklusive Stativadapter oder Fahrradhalter.

Wer es nicht schon hat, sollte sich auch ein Zubehörset kaufen. Ich besaß schon dieses hier. Dort ist schon eine Menge enthalten wie Stativadapter, Selfiestange, Fahrrad-, Handgelenk-, Kopfhalter und vieles mehr.

Als Stativ nutze ich ein Gorillapod, damit ist man sehr flexibel.

ND Filter:
Habe ich im Abschnitt “Tipps für deutlich bessere Videoqualität” schon behandelt. Hier hängt die Auswahl davon ab, welche Anforderungen man hat. Ich bin mit den Polarpro Filtern sehr zufrieden.
Es gibt Berichte im Netz über zerkratzte Beschichtungen der Linse durch ND Filter bei Freewell Filtern. Daher habe ich mir zunächst nur Filter von Polarpro bestellt, die mit einer Gummischicht auf der Innenseite beschichtet sein sollen, um Kratzer zu vermeiden. Eine Anfrage bei Freewell ergab, dass man der Meinung sei, die Kratzer würden ohnehin entstehen, da die Qualität der Beschichtung nicht sehr gut sei und die Kratzer auch außerhalb des Sichtfeldes auftreten. Mir war das zu unsicher, denn auch wenn ich den Support von Freewell schätze, würde man mir im Schadenfall wohl keinen Austausch der Linse bezahlen. Und DJI würde es auf den Filterhersteller schieben. Also wird die Zeit zeigen, wie sich die Polarpro Filter diesbezüglich schlagen. Das Aufsetzen der Filter ist relativ fummelig, weil sie sehr klein sind. Gehalten werden sie durch integrierte Magneten. Ich verstaue die Filter nach dem Einsatz immer in der Box und lasse sie nicht auf dem Osmo Pocket beim Transport!
Hier könnt Ihr Euch auch meine Vorstellung zu den Polarpro Filtern anschauen inkl. einer Vorführung, wie die einzelnen Filter wirken:
Was mir am Osmo Pocket nicht gefällt – Alles Banane oder: Produkt reift beim Kunden
Hier gibt es leider doch einiges zu bemängeln. Zunächst einmal, dass an für 360 EUR noch ein Extra WLAN-Modul dazu kaufen muss: Das hätte man sicher auch ins Gehäuse integrieren können. Aus meiner Sicht ist das eine geschickte Strategie, um noch mehr Geld aus dem Produkt zu holen.
Einstellungen werden vergessen
Im Netz findet man wenig darüber. Das liegt wahrscheinlich daran, dass viele im Automatikmodus filmen. Mir ist aber aufgefallen, dass beim Wechsel zwischen Foto- und Videomodus die Pro-Einstellungen verloren gehen. Wechsle ich vom manuellen Videomodus in den Fotomodus und erstelle ein Foto mit der Automatik, ändert sich die Einstellung danach im Videomodus ebenfalls auf Automatik. Auch nach längerem Ausschalten und Wechsel der microSD-Karte verschwinden manchmal die Einstellungen. In diversen englischsprachigen DJI-Foren wird auch darüber berichtet und als Lösung die Verwendung bestimmter microSD Karten empfohlen. Es soll also an der verwendeten microSD-Karte liegen. Mit dieser hier z.B. wäre das Problem nicht vorhanden.

Ich besitze davon die 32 GB- und 64 GB-Version. Bei beiden ist das Problem vorhanden.
Das Erweiterungspack
Ist aus meiner Sicht nutzlos. Die Halterung ist unpraktisch und es gibt deutlich bessere am Markt, wie z.B. das von Skyreat. Der Aufsatz mit dem Rädchen ist vollkommener Blödsinn. Den Gimbal kann man auch gut über den Touchscreen steuern und die beiden zusätzlichen Knöpfe besitzen dieselben Funktionen wie die schon vorhandenen Knöpfe. Was soll das denn?
Storymodus – Mangel bei der Umsetzung
Auch wenn ich den Storymodus nicht brauchen werde (Wahrscheinlich), stört es aktuell sehr, dass man diesen nur bei mechanisch eingestecktem Smartphone verwenden kann, nicht per WLAN? DJI!!! Ist das Euer Ernst???
Gimbalklackern beim Einschalten – Nicht sehr förderlich für die Lebensdauer
Der Gimbal klackert beim Einschalten bis zum Anschlag. Klingt irgendwie nicht gut und muss nicht sein, denn bei meiner Drohne klackert auch nichts. Auf Dauer ist das nicht gut für die Technik.
Hitzeentwicklung
Im Winter braucht man keinen Handwärmer, denn der Osmo Pocket wird schon sehr warm. Aber aufgrund des Temperaturbereichs, bei dem er eingesetzt werden darf (0°C bis 40°C), darf man ihn im Winter ja ohnehin nicht verwenden.
Fehlendes Zubehör
Wir haben mittlerweile 3 !!! Monate nach Launch. Es gibt immer noch kein Mikrofonadapter, Unterwassergehäuse, etc. etc. Scheinbar muss man erst mal genug Pockets verkaufen, um das Geld für die Entwicklung des angekündigten Zubehörs zu verdienen.
Bei meiner Mavic 2 Pro Drohne war das leider genauso.
Qualität der Linse?
Ob die Beschichtung der Linse gut ist, kann ich nicht beurteilen. Die Probleme mit ND Filtern verschiedener Hersteller, die nach mehrmaliger Anwendung Kratzer auf der Linsenabdeckung hinterlassen, sind noch völlig unklar und ungelöst. Warum hat DJI nicht einfach, wie bei der Mavic 2 Pro, eine abnehmabre Linsenabdeckung verwendet? Dann wäre das kein Thema und ein Tausch auch einfach möglich. Mit den Polarpro Filtern habe ich das Problem noch nicht feststellen können.
Mein Tipp dazu: Die Filter erst aufsetzen, wenn die Linse vollständig staubfrei ist, damit hier nichts zwischen Magnet und Linse bei Bewegung zu Kratzern führt. Zudem sollte man beim Transport im Case den Filter abnehmen, damit kein Druck darauf ausgeübt wird.
Das sind zwar viele Unzulänglichkeiten und ich möchte den Osmo Pocket nicht schlecht reden. Ich finde ihn toll und nutze ihn häufig. Aber es hätte eben auch besser gehen können.
Firmware Updates:
Hier halte ich Euch über die neusten Firmware Updates auf dem laufenden. Aktuellstes Update ist die Version 01.06.0020:
- Hinweis und Icon beim Einstecken und Verwenden eines externen Mikrofons über den Osmo Pocket Audio-Adapter
- Möglichkeit die Pieptöne bei der Bedienung des Geräts vollständig zu deaktivieren
- Verbesserte Oberfläche im Bereich der „Pro Settings“
- Verbesserte Gesichtserkennung
- Verringertes „Focus Pulsing“ bei Szenenwechseln
Schaut Euch einfach das kurze Video an, darin habe ich das Update vorgestellt:
Testvideos
Hier gibt es in regelmäßigen Abständen Testvideos. Ich habe den Osmo Pocket kürzlich in Hamburg dabei gehabt. Ihr dürft gerne meinen Blog abonnieren. Es folgen Videos aus dem Miniaturwunderland, Schifffahrt bei Nacht, Hamburg Stadt etc.
Hier mein erstes Video. Dieses habe im Fußballstadion mit 4K Auflösung gemacht. Man erkennt gut, wie stabil der Osmo Pocket filmt, lediglich beim Torjubel, konnte ich ihn nicht mehr ruhig halten:
Testfotos
Hier folgen in Kürze Testfotos, die ich bei flickr hochladen werden.
Fazit
Ich bin mit dem DJI Osmo Pocket sehr zufrieden. Er ergänzt die Aufnahmen meiner Drohne mit tollen Videos am Boden, die in jeder Auflösung eine sehr gute Qualität besitzen, selbst bei schlechten Lichtverhältnissen. Aufgrund der geringen Größe, hat man den Osmo Pocket überall dabei. Die um 180° schwenkbare Kamera ist ein Traum für Selfie-Fans und Vlogger. Man muss sich nicht mehr über die schlechten Selfies der Frontkamera eines Smartphones ärgern.
Die Tonqualität hat mich ebenfalls überzeugt und ist deutlich besser als in vielen YouTube Videos. Man muss nur darauf achten, das Mikrofon nicht abzudecken.
Die Bedienung ist nach mehren Firmwareupdates endlich ausgereift und geht leicht von der Hand. Es macht einfach Spaß, den Osmo Pocket zu benutzen.
Auf der Schattenseite stehen die noch fehlenden Zubehörteile und die schleppende Umsetzung von versprochenen Features, sowie die generelle Zubehörpolitik, dass man essentielle Dinge wie z.B. WLAN noch teuer dazu kaufen muss.
In Summe kann ich den Osmo Pocket von DJI uneingeschränkt weiter empfehlen. Auch wenn man schon ein Kamera und ein Smartphone hat, bekommt man damit vollkommen neue, tolle Möglichkeiten.
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