Auf der “Über mich” Seite habt Ihr sicher schon gelesen, das RC Modellbau zu einem meiner Hobbys gehört. Hier bin ich sehr aktiv, bis hin zum RC Truck mit Verbrennermotor. Fliegen betreibe ich eher nebenher, besitze aber schon einige kleine Helikopter und den E-Sky Lama V4, ein etwas größeres Modell. Mit einer Drohne hatte ich noch keine Erfahrung und eigentlich auch nicht erwartet, dass es hier große Unterschiede im Flugverhalten zu den kleinen Helikoptern gibt. Meine ersten Erfahrungen waren dann aber doch andere und so bin ich jetzt schon sicher, dass dies nicht meine letzte Drohne gewesen sein wird. Die Intention für diese Rezension war, dass es zwar einige Meinungen im Netz zu diesen kleinen Flugobjekten gibt, aber nicht wirklich eine Hilfe, wie man die ersten Flugminuten unbeschadet übersteht oder wie man sich bei bestimmten Problemen selbst helfen kann. Nicht zuletzt möchte ich auch meine Modifizierung des Modells vorstellen.
Kinderspielzeug oder ernst zu nehmendes RC-Modell ?
Als Zusatz wird oft “Geeignet ab 14 Jahren” angegeben. Bei dieser Drohne sehe ich das etwas anders. Da die Steuerung deutlich einfacher als bei einem Helikopter ist, kommen auch jüngere Kinder damit zurecht. Zudem ist die JJRC H20 sehr stabil und hat bei mir schon einige Crashs an Decke, Wände und Boden unbeschadet überstanden. Selbst wenn sie mal komplett kaputt gehen sollte. Beim Preis von knapp etwa 20 EUR kann man dies noch einigermaßen verschmerzen. In Regionen von einigen hundert bis tausend Euro sieht das schon wieder anders aus. Deshalb ist ein solches Modell der ideale Einstieg, um die Tauglichkeit für dieses Hobby zu testen und steht in der Funktion den großen Modellen kaum nach.
Vorbemerkung – Oder wie funktioniert eigentlich ein Hexacopter bzw. eine Drohne?
Die Funktion ist schnell erklärt. Es drehen sich jeweils 3 Propeller im und 3 Propeller gegen den Uhrzeigersinn. Demnach sind auch 2 verschieden drehende Propeller verbaut, die in diesem Hexacopter mit A/B und einer Zahl gekennzeichnet sind. Einer dreht im und der andere gegen den Uhrzeigersinn. Darauf muss man beim Tauschen auch achten. Ein A-Propeller darf nie direkt neben einem A-Propeller liegen. Das gilt auch für jene mit dem Aufdruck B. Macht man das falsch, merkt man das schnell, denn die Drohne hebt dann nicht ab, sondern rutscht am Boden beim Gas geben einfach weg.
Nach dem Starten steht der Hexacopter zunächst in der Luft. Zu diesem Zeitpunkt neutralisieren sich alle Kräfte, die von den Propellern ausgehen und er steht sozusagen im Gleichgewicht. Durch die unterschiedlichen Drehrichtungen und mit der Fernsteuerung beeinflussbaren Drehzahlen der einzelnen Motoren, wird dieses Gleichgewicht bewusst gestört und es findet dadurch die Steuerung in die jeweilige Richtung statt.
Lieferumfang – Was bekomme ich für etwas über 20 EUR?
Die Drohne wird gut verpackt in einem kleinen Karton geliefert. Darin befinden sich natürlich die Drohne JJRC H20 selbst und die Fernbedienung. Der Akku ist glücklicherweise nicht fest verbaut und liegt lose bei. Zur Aufladung ist ein USB-Kabel enthalten, das am anderen Ende den passenden Stecker für den Akku besitzt. Es passt in jedes herkömmliche USB-Ladegerät und natürlich auch in eine Powerbank. Zudem ist ein kleines Ersatzteilpaket enthalten mit 4 schwarzen und 2 weißen Rotorblättern, sowie ein kleiner Schraubendreher. Eine Anleitung ist ebenfalls enthalten. Jedoch bei mir in Englisch mit deutschen Anteilen.
Was mir hier sehr gut gefällt ist, dass man nahezu jedes Teil zu günstigen Preisen nachkaufen kann.
Technische Daten
Die JJRC H20 besitzt 4 Kanäle und 6 Achsen zur Steuerung. Das ist deutlich mehr als ein Helikopter. So kann sie nicht nur nach oben und nach unten fliegen, sondern sich um die eigene Achse drehen, vorwärts, rückwärts und zur Seite fliegen. Daneben besitzt sie noch einige Features, wie die “Back to Home” Funktion, mit der sie auf Knopfdruck wieder zu einem zurück kommt, oder die 3D-Rolle, bei der sie einen kleinen Salto absolviert. Natürlich brauchen gewisse Flugmanöver etwas mehr Übung als andere.
Die Reichweite beträgt etwa 30 Meter. Das sollte man nicht bis an die Grenzen ausreizen. Verliert die JJRC H20 das Funksignal, fliegt sie einfach munter in der zuletzt gesteuerten Richtung weiter. Da sie mit von mir geschätzten bis zu 20 km/h recht schnell unterwegs ist und der Akku 5 bis 7 Minuten Flugzeit schafft, kann das schon mal über 1 Kilometer sein. Ist Wald in der Nähe, kann man sein Flugmodell abschreiben.
Das Gewicht der JJRC H20 beträgt 15,6 Gramm ohne Akku. Der Akkus selbst wiegt 4,6 Gramm, so dass das Fluggewicht bei 20,2 Gramm wiegt. Also nicht mehr als ein Brief oder ein Spatz. Auch die Abmessungen sind relativ gering, wenn man sich den Durchmesser von 10,5 cm und die Höhe von 2,5 cm vor Augen führt.
Als Akku kommt ein LiPo-Akku zum Einsatz mit 3,7 Volt und 150 mAh. Dieser ist in etwa 45 Minuten vollständig aufgeladen.
Funktionen der Fernsteuerung – Features
Im Vergleich zu meinen kleinen Helikoptern bietet dieses Modell unglaublich viele Zusatzfunktionen, die man über die Fernsteuerung aktivieren kann. Zunächst einmal besitzt diese 2 3D-Joysticks, wie man sie beispielsweise von einem Konsolenpad her kennt. Der linke Joystick dient zum auf- und absteigen (nach vorne und nach hinten drücken) und zur Rotation um die eigene Achse (Druck nach links oder rechts). Der rechte Joystick bewegt die Drohne in alle 4 Richtungen, also vorwärts, rückwärts und seitwärts analog zur Richtung in der er bewegt wird. Das klingt erst einmal einfach, solange die Drohne nach vorne schaut. Sobald man sie um die eigene Achse dreht, stimmt das alles nicht mehr und man muss sich zur Steuerung immer gedanklich hinter die Drohne platzieren. Das ist anfangs bei allen RC-Modellen etwas schwierig, gelingt mit ein wenig Übung aber bald sehr gut. Oder man verwendet den „Headlessmode“:
Durch Betätigung des linken Joysticks wird der sogenannte „Headless-Mode“ aktiviert. Die Drohne ist dann im wahrsten Sinne des Wortes „kopflos“. Was bedeutet das in der Praxis? Nun, im Headless-Mode lässt sich die Drohne besonders für Anfänger einfacher steuern. Egal wie man die Drohne dreht oder in welche Richtung sie fliegt, die Steuerung bleibt gleich, d.h. sie fliegt immer nach vorne, zurück, rechts, links, wenn man den Joystick in die jeweilige Richtung bewegt. Man muss nicht mehr umdenken.
Drückt man den rechten Joystick nach unten fliegt die Drohne wieder zurück zum Start. Das kann nützlich sein, wenn man mit der Steuerung Probleme bekommt und die Drohne wieder heim holen möchte.
Für den Anfang ist die obere, linke Taste an der Fernsteuerung von Bedeutung. Damit steuert man die Geschwindigkeit der Drohne. Sie besitzt 3 Geschwindigkeiten und nach Betätigung folgen 1 bis 3 Bestätigungstöne für die jeweilige Geschwindigkeitsstufe. Als Standard ist die niedrigste Stufe eingestellt. Das reicht für den Anfang vollkommen aus.
Der obere, rechte Taster bereitet eine 3D-Rolle vor. Betätigt man diesen, piept die Fernbedienung zur Bestätigung und im Anschluss kann man mit dem rechten Joystick die Rolle in die gewünschte Richtung starten. Wer fit ist, kann dies natürlich genauso über die normale Steuerung erreichen.
Die beiden Wippschalter links und unterhalb des rechten Joysticks sind die sogenannten Trimmregler. Diese benötigt man, um die Drohne in einen stabilen Schwebezustand zu bekommen. Ansonsten kann es sein, dass sie immer „abhaut“ und man beim Fliegen ständig nachkorrigieren muss.
Jungfernflug und Tipps für Einsteiger – Meine deutsche Anleitung
Nach dem Auspacken muss man den Akku erst einmal mit dem beiliegenden Ladekabel an einem USB Ladegerät aufladen. Das Laden mit einer Powerbank ist ebenfalls möglich und praktisch, wenn man mit der Drohne im Freien spielen möchte, wo es keine Möglichkeit zur Aufladung gibt. Den Akku kann man zur Aufladung auch in der Drohne belassen. Nach dem Einstecken des Akkus in den Ladestecker, erlischt die Lampe am USB-Stecker und leuchtet erst wieder, wenn der Akku voll geladen ist. Das ist zugegebenermaßen eine seltsame Logik.
Man sollte normalerweise immer zuerst den Sender (Fernbedienung), dann den Empfänger (Modell) einschalten. Ansonsten kann es schon einmal vorkommen, dass sich das Modell verselbständigt. Hier scheint es aber egal zu sein, da beides funktioniert. Dennoch kann es nicht schaden, erst die Fernsteuerung einzuschalten (es piepst permanent) und dann den Akku mit der Drohne zu verbinden. Dann sollte man die Drohne auf einen flachen Untergrund stellen und den Gashebel einmal nach unten, nach oben und zur Mitte bewegen, bis der Piepton in der Fernsteuerung verschwindet. Nun ist die Drohne flugbereit.
Moment, bevor es losgeht, noch etwas Wissenswertes: Die Drohne besitzt 4 schwarze und 2 weiße Rotorblätter. Dies hat einen besonderen Grund. Die Farben kennzeichnen wo sich vorne und hinten befindet. Die beiden weißen Rotorblätter kennzeichnen also die Vorderseite. Im Dunkeln sorgen die LEDs für die Kennzeichnung. Die beiden blauen LEDs befinden sich an der Vorderseite und die beiden roten LEDs an der Rückseite. Das ist wichtig, denn zum besseren Einstieg in die Steuerung, sollte man die Drohne vor dem Start erst einmal so aufstellen, das sie nach vorne schaut. So muss man beim Steuern nach vorne, hinten und zu den Seiten nicht umdenken.
Nun kann man das kleine Fluggerät mit dem Gashebel (links) durch Druck nach vorne in die Luft bringen. Im Gegensatz zu einem Helikopter, kann sie auch recht nahe am Boden sehr stabil schweben. Das liegt daran, dass die Rotorblätter kleiner sind und so weniger Verwirbelungen entstehen. Ideal ist aber auf Kopfhöhe. Nun wird sich die Drohne vermutlich zur Seite, nach vorne oder nach hinten bewegen, ohne dass man etwas dazu tut. Dann ist eine Trimmung erforderlich. Fliegt die Drohne beispielsweise nach rechts, muss der untere Trimmregler in die entgegengesetzte Richtung, also nach links, betätigt werden, solange, bis die Drohne eine stabile Seitenlage besitzt. Fliegt sie nach vorne oder nach hinten, wird durch Betätigung des Trimmreglers an der linken Seite, ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung, eine stabile Lage erreicht. Erst dann sollte man mit den ersten Flugübungen beginnen. Nun kann man das Starten und Landen üben, bis es ohne Probleme klappt. Im Anschluss die Drehung um die eigene Achse und wenn man diese beherrscht, kommt erst der rechte Joystick zum tragen, um in die gewünschte Richtung los zu fliegen. Anfangs sind die Assistenten auf jeden Fall nützlich, besonders der Headless-Mode.
Worauf sollte man noch achten ?
Sobald man Schwierigkeiten bekommt, sofort Gas wegnehmen, um die Schäden zu begrenzen. Alles andere macht es nur noch schlimmer. Anfangs hilft es, die Drohne vom Bett aus zu starten oder eine Yogamatte auf den Boden zu legen. Natürlich kann man auch gleich ins Freie gehen und auf einer Wiese üben.
Und wenn mal was kaputt geht ?
Bei vielen Modellen ist damit der Weg zum Elektroschrott geebnet. Mit dem JJRC H20 sieht das anders aus. Diese Drohne wird von vielen Händlern angeboten und ist recht populär. Es hat sich ein Markt mit Ersatzteilen jeder Art entwickelt. So bekommt man recht günstig Sets mit Zusatzakkus,

Motoren,

Rotorblättern

und diversen anderen Ersatzteilen bis hin zu kompletten Sets mit Ersatzteilen.

Auch wenn die Drohne sehr stabil ist, ist es doch gut zu wissen, dass man viele Dinge austauschen kann und so wahrscheinlich sehr lange Freude daran haben wird.
Modding – Vergrößerung der Reichweite
Es ist möglich, die Reichweite zu erhöhen. Findige Köpfe haben die Fernsteuerung geöffnet und die Antenne nach Außen verlegt wird. Dazu bohrt man einfach ein kleines Loch neben die Bereitschafts-LED, führt die Antenne nach außen und baut die Fernsteuerung wieder zusammen. Danach verlegt man die Antenne der Drohne selbst ebenfalls nach außen (oben). Diese muss dazu ebenfalls komplett zerlegt werden. Dadurch kann man die Drohne auch teilweise bis zu 80 Meter weit und mehr fliegen. Natürlich verliert man hiermit die Garantie.
Das musste ich gleich ausprobieren. Die Antenne in der Fernsteuerung ist aber so kurz, das es zum nach außen legen nicht reicht. Deshalb habe ich die Antenne an der Platine abgelötet und ein starres, kleines Kabel angelötet, dass farblich zum Gehäuse passt. Dazu muss man nur die 3 Schrauben der Fernsteuerung lösen und schon kommt einem das Innenleben entgegen.
Die Drohne selbst besitzt ein paar mehr Schrauben. Hier muss man die beiden Schrauben an der Unterseite, sowie die 6 Schrauben jeder Achse lösen. Innen befinden sich noch 3 weitere Schrauben, mit denen die Platine befestigt ist. Ich hatte noch einen der Motoren gelöst, um besseren Zugang zu erhalten.
Danach habe ich, wie auf dem Bild zu erkennen ist, ein Loch oben in das Gehäuse gebohrt, welches sich nahe bei der Antenne befindet und diese dann hindurch gefädelt. Das sieht ganz schick aus, da die LED auch die transparente Antenne zum Leuchten bringt. Beim Zusammenbau muss man darauf achten, die filigranen Motorkabel nicht zwischen den beiden Gehäuseschalen einzuklemmen.
Dafür habe ich insgesamt etwa eine halbe Stunde gebraucht und die Antennendurchführung hat die Stabilität der Drohne nicht beeinträchtigt. Nun gilt es noch, mit der Reichweite zu experimentieren. Solche Experimente erfordern aber viel freies Feld, am besten eine große Wiese, weit ab von Straßen oder Bäumen.
Probleme und Fehler
Die Drone fliegt nur noch vorwärts:
Hier ist wahrscheinlich der Akku nach vorne gerutscht und dadurch der Schwerpunkt verlagert.
Einer oder mehrerer Propeller drehen sich nicht mehr:
Bei mir kam das einige Male vor. Die Ursache waren Haare und Staubpartikel, die sich um die Motorachse unter dem Propeller fest gewickelt hatten. Einfach den Propeller abziehen und die Blockierung beseitigen. Hilft das nicht, muss eventuell der Motor getauscht werden.
Nach dem Propellerwechsel hebt die Drohne nicht mehr ab:
Prüfen, ob der richtige Propeller verbaut wurde. Es dürfen sich keine Propeller mit derselben Buchstabenkennzeichnung nebeneinander befinden.
Fazit
Ich bin von diesem kleinen „Spielzeug“ absolut überzeugt, nachdem ich mich ausreichend lange damit beschäftigt habe. Für wenig Geld erhält man hier ein kleines, aber ausgereiftes RC-Modell mit dem auch Anfänger gut zurecht kommen.

Dennoch bietet die JJRC H20 genug Potential, um auch Profis noch vor eine Herausforderung zu stellen. Trotz der geringen Größe und des geringen Gewichts, ist sie sogar für den Außeneinsatz geeignet. Dazu ist sie sehr gut verarbeitet und stabil, so dass bei kleineren Crashs kaum etwas kaputt geht. Selbst wenn es soweit kommt, kann man nahezu alles für wenig Geld austauschen.
Die Anleitung ist recht dürftig und ohne Kenntnisse in der Materie, hätte ich diesen kleinen Hexacopter schnell in die Ecke gestellt.
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Hallo, schöne Erklärung zur Drohne.
Habe grad eine gekauft und bin am Üben.
Frage: Gibt es eine gute Idee zu laden des Akku?
Denn jedes mal den Ministecker von der Platine abziehen nervt und so nach und nach lockert sich doch auch die Steckdose.
Schon mal Danke für die Antwort.
Freundliche Grüße Uwe.
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