Ich bin begeisterter RC-Modellbauer und kann schon auf jahrelange Erfahrungen in diesem Hobby zurückblicken. Angefangen mit einem Tamiya Mad Fighter, den ich komplett aus Einzelteilen zusammen gebaut hatte, bis hin zum leistungsfähigen Verbrennermodell im Maßstab 1:10. Als mir dieses winzige Modell für Testzwecke rabattiert zur Verfügung gestellt wurde, zögerte ich erst, da ich mich nur mit ernsthaften Fahrzeugen beschäftige, aber keinesfalls mit Kinderspielzeugen von minderwertiger Qualität. Dafür ist mir mein wertvolle Zeit einfach zu schade. Dennoch machten mich einige Angaben in den technischen Daten neugierig auf dieses Modell, so dass die Entscheidung dann doch positiv ausfiel und ich mir sogar die Mühe machte, ein Auspackvideo samt Testfahrt zu erstellen.
Geliefert wird das Modell in einem kleinen Karton, gut geschützt durch zahlreiche Kabelbinder, von denen es zunächst befreit werden musste. Im Lieferumfang ist neben dem kleinen Flitzer im Maßstab 1:28 auch eine sehr detaillierte Anleitung in englischer Sprache enthalten. Ein Akku fehlt natürlich nicht, genauso wie ein USB-Ladekabel und die Fernsteuerung. Batterien sind nicht enthalten.
Zunächst galt meine Aufmerksamkeit dem kleinen Modell und den zugehörigen technischen Daten und Features, die da wären:
- Maßstab: 1:28
- Abmessungen: 15,5 cm x 9 cm x 5 cm (Länge x Breite x Höhe)
- Gewicht: 158 Gramm
- Bodenplatte komplett aus Metall
- Allradantrieb mit Einzelradaufhängung und Planetengetriebe mit kugelgelagertem Differential
- Luftgefederte Stoßdämpfer
- Luftreifen, ebenfalls mit Kugellager
- 130er Motor
- 2,4 Ghz Empfänger mit elektronischer Geschwindigkeitsregelung und 100 Meter Reichweite
- Mechanischer Lenkservo mit 5 Gramm
- 7,4 Volt Lithium-Ionen-Akku mit 400 mAh
- Ladezeit 1,5 Stunden (An USB-Netzteil oder Powerbank)
- Fahrzeit: 30 Minuten
- Maximalgeschwindigkeit: 30 km/h
Das klingt schon sehr gut und nachdem ich im “Kleingedruckten” las, dass einige Teile von Kyosho stammen, war mir klar, dass hier ziemlich hochwertige Komponenten verbaut wurden. Kyosho ist einer der führenden Modellbauhersteller weltweit und bekannt durch zahlreiche Modelle wie dem Optima oder Inferno.
Damit kommen wir zur Anleitung. Diese ist komplett in Englisch gehalten, aber sehr gut bebildert. Vor allem finden sich in der Anleitung zahlreiche Explosionszeichnungen des Modells bis ins kleinste Detail. Jedes einzelne Teil trägt eine Ersatzteilkennung.
Ebenso findet sich neben den Zeichnungen auch eine komplette Übersicht aller Teile und deren Teilenummern. Es kann also alles nachbestellt werden, vom Kugellager oder Zahnrad bis hin zur kompletten Bodenplatte oder dem Chassis.
Leider hat das ganze einen kleinen Haken. Es gibt diese Teile vermutlich nicht im Modellbauladen vor Ort, sondern nur Online. Wenige Teile finden sich bei Amazon.de, viele bei amazon.com oder ebay bzw. anderen Händlern wie bangood in China. Mit Portokosten kann das ganz schön ins Geld gehen, sollte mal etwas kaputt gehen. Ganz zu schweigen von den langen Lieferzeiten aus dem Ausland.
Insgesamt macht das Modell allerdings einen sehr gut verarbeiteten Eindruck, so dass bei sorgsamer Behandlung nicht wirklich etwas kaputt gehen sollte.
Allerdings gibt es auch Verschleißteile wie beispielsweise die Reifen, die auch bei guter Behandlung keine unendliche Lebensdauer besitzen. Einen zweiten Akku habe ich mir allerdings schon bestellt. Die Kosten betragen circa 7 EUR, bei einer Lieferzeit von circa 3 Wochen.
Die Fernsteuerung ist fast größer als das Modell, besteht vollständig aus Kunststoff und benötigt 4 AA-Batterien oder entsprechende Akkus. Sie besitzt den üblichen Drehregler für RC-Cars, wie auch den bekannten Gasgriff.
4 Taster an der Seite dienen der Trimmung von Gas und Geschwindigkeit. Diese verwendet man, wenn das Modell beim Losfahren nicht exakt geradeaus fährt oder schon Gas annimmt, bevor man den Gashebel überhaupt betätigt. Die Lenktrimmung kann man grob im Stand vornehmen und justiert diese beim Fahren einfach nach. Die Richtung der Trimmung ist auf den Tasten nicht beschriftet.
Nun sollte es an den Test gehen.
Die eiserne Grundregel beim Modellbau lautet: Erst die Fernsteuerung, dann das Modell einschalten. Stimmt beispielsweise die Gastrimmung nicht korrekt, fährt das RC-Car unkontrolliert los. Nun kann man die Lenkung trimmen und gegebenenfalls das Gas, was bei mir nicht notwendig war.
Getestet habe ich auf der Straße und zu Hause auf dem Parkettboden. In der Standardeinstellung ist das Fahrzeug recht tief gelegt. Ändern kann man den Federweg leider nicht. An Outdoor-Einsatz im Gelände ist so nicht zu denken, maximal feinkörniger Schotter könnte befahrbar sein. Dafür ist die Straßenlage auf Teer sehr gut. Die Geschwindigkeit beträgt meiner Einschätzung nach schon um circa 25 km/h. Das Fahrzeug nimmt das Gas gut an und die Lenkung steuert recht präzise. Beim rückwärts fahren reagiert es zuweilen etwas zickig. Natürlich habe ich schon einige Crashs hinter mir, da der Bremsweg aus voller Geschwindigkeit recht lang ist. Außer zahlreichen Kratzern auf Boden und Chassis ist jedoch nichts beschädigt und es macht einfach nur einen Heidenspaß mit dem kleinen Flitzer über den Teer zu preschen. Drinnen braucht man einen rutschhemmenden Bodenbelag. Auf Parkett fehlt die Bodenhaftung komplett, dafür kann man Pirouetten drehen. Die Fahrzeit entspricht mit 20 Minuten der Herstellerangabe, hängt aber auch von der Geschwindigkeit ab. Nach etwa 15 Minuten merkt man schon einen deutlichen Leistungsverlust und dann erreicht man auch nicht mehr die volle Geschwindigkeit. Da der Motor danach recht heiß ist, sollte man eine Weile bis zum nächsten Fahrtantritt zu warten.
■ Fazit
Obwohl ich eigentlich Größeres gewohnt bin, macht mir dieser kleine Flitzer eine Menge Spaß. Er ist tatsächlich sehr schnell für seine Größe und überraschend stabil gebaut. Wie bei einem großen Modell von hoher Qualität, findet man hier Kugellager und es wurden zahlreiche Metallteile verwendet.

Die Steuerung gelingt präzise und auch nach einigen Crashs sind außer ein paar Kratzern keine Beschädigungen entstanden. Sollte dennoch mal etwas kaputt gehen, findet sich in der Anleitung eine komplette Teileliste. Leider sind diese meist oft nur Online und im Ausland zu bekommen, so dass mit höheren Kosten und langen Versandwegen zu rechnen ist. Für mich gibt es dennoch eine uneingeschränkte Empfehlung, nicht nur für Anfänger, auch Profis dürften mit diesem kleinen Fahrzeug eine Menge Freude haben.