Nachdem ich erst kürzlich die Stoßdämpfer meiner Miele Waschmaschine getauscht hatte, verweigerte mein Kondenstrockner vor einigen Tagen die Funktion, d.h. die Wäsche trocknete nicht mehr. Aufgrund der sehr guten Resonanz zu meiner Reparaturanleitung zum Tausch der Stoßdämpfer einer Miele Waschmaschine, dokumentierte ich nun auch die Reparatur meines Wäschetrockners und hoffe, dass sie eine ebenso große Hilfe sein wird.
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Bevor man beginnt, an dem Gerät herumzuschreiben, sollte man zunächst prüfen, ob das Flusensieb und der Wärmetauscher gereinigt wurden, da dies oft auch zu mangelhaften Trockenergebnissen führt.
Da dies bei mir nicht half, schaute ich mich zunächst in einigen Internetforen um, ob es hierzu eine gut bebilderte Anleitung gab. Fehlanzeige, lediglich Hinweise auf mögliche Fehlerursachen. Mit diesen Infos ging ich dann selber auf die Suche.
Als erste Maßnahme bietet sich an, den Stromverbrauch mit einem Energiekostenmessgerät zu überprüfen. Ein Trockner besitzt i.d.R. mehrere Heizkreise. In meinem Fall zeigte das Messgerät erst einen Verbrauch von ca. 900 Watt an,
der sich nach exakt 90 Sekunden auf ca. 200 Watt reduzierte.
Daran änderte sich während des ganzen Programms nichts mehr. Da der Siemens Siwatherm WTXL 721 zwei Heizkreise mit 700 Watt und 1800 Watt besitzt, ging ich davon aus, dass das Zuschalten des 2. Heizkreises nicht funktionierte. Dies kann mehrere Ursachen haben:
- Defekte Heizwendel im 2. Heizkreis
- Defekt im Relais, welches den 2. Heizkreis einschaltet
- Defekter Temperaturregler
Nach dem ziehen des Netzsteckers öffnete ich erst einmal die Rückwand, um die Heizung zu überprüfen. Dies war weniger aufwendig, als die Bedienblende zu entfernen. Eigentlich ist Rückwand der falsche Ausdruck, denn man entfernt die Abdeckung, die auf der Rückseite mit 12 Torx-Schrauben befestigt ist.
Hier sollte man darauf achten, dass die unteren Messingschrauben ein Blechgewinde und die oberen Stahlschrauben ein Feingewinde besitzen.
Nach Entfernen der Abdeckung blickt man direkt auf das sog. Heizregister.
Darin befinden sich die beiden Heizwendel,
als auch die beiden Temperaturbegrenzer.
Einer davon schützt die Heizung vor Überhitzung und schaltet über einen temperaturabhängigen Widerstand bei mehr als 150°C stromlos.
Sofern keiner der beiden Heizkreise funktioniert, kann es sein, dass dieser Widerstand defekt ist. Dies kann man z.B. mit einem Durchgangsprüfer feststellen. Fließt im kalten Zustand kein Strom durch den Begrenzer, dann ist er defekt und muss ausgetauscht werden. Für ca. 35 EUR bekommt man hier schon Ersatz.
Der andere Begrenzer, erkennbar an den beiden schwarzen, dünneren Kabeln, misst lediglich die Temperatur und gibt der Steuerelektronik die Information, welche Heizkreise wann ein- oder auszuschalten sind. Der Ausbau ist etwas schwieriger, da man dann die Kontakte im Stecker demontieren muss und mir im Moment auch nicht klar ist, woran man erkennt, falls ein Austausch nötig ist.
Die Heizwendel lässt sich am Stecker auf Durchgang prüfen. Der Stecker ist mit einer Schraube an der Rückwand verschraubt, die erst gelöst werden muss.
Den Stecker dann vorsichtig heraushebeln und von den Anschlusskabeln ins Gehäuse befreien.
Der Stecker hat innen 3 Kontakte. Hier prüft man den elektrischen Widerstand der für den Heizkreis 1 (E1:700 Watt) ca. 26 Ohm und für den Heizkreis 2 (E3:1800 Watt) 76 Ohm betragen sollte. Die Prüfung erfolgt jeweils von einem der äußeren Kontakte zu dem inneren Kontakt. Ist kein Widerstand messbar, ist vermutlich die entsprechende Heizwendel defekt und ein Tausch des kompletten Heizregisters nötig, welches man für um ca. 120 EUR bei z.B. eBay erwerben kann.
Bei mir waren alle Messwerte in Ordnung, so dass sich mein Anfangsverdacht bezüglich des defekten Relais bestätigte.
Der Einbau des Steckers vom Heizregister ins Gehäuse ist etwas fummelig, funktioniert aber mit ein wenig sanfter Gewalt. Beim Befestigen der Abdeckung schiebt man diese unbedingt zuerst links unten unter den Falz der Seitenwand, weil sie sonst nicht dicht schließen kann.
Nach Einhängen mit dem oberen Clip werden wieder alle 12 Torx-Schrauben (Gewinde beachten) befestigt und es geht an das Entfernen der Frontblende.
Hierzu muss man erst den Deckel des Trockners entfernen. Dazu löst man die beiden Schrauben hinten am Gehäuse und schiebt den Deckel etwas nach hinten.
Danach kann er einfach von hinten angehoben und entfernt werden.
Die Frontblende besitzt keine Schrauben, sondern Clips. Leider. Denn durch den langen Betrieb des Trockners sind diese schon recht spröde und brüchig geworden und mir größtenteils abgebrochen.
Teilweise liegt es auch daran, dass ich beim ersten Mal falsch vorgegangen bin und die Frontblende von oben gelöst habe. Besser ist, wenn man die Blende von unten her abhebelt.
Dazu kann man einen Metallspachtel oder Schraubendreher mit breiter Spitze verwenden. Da die unteren Clips aus schmalen Stiften bestehen, löst sich die Blende unten relativ einfach und man braucht sie nur nach oben weg zu heben.
In der Blende erkennt man dann, von einer Plastikabdeckung mit Aussparungen für die Stecker geschützt, die Steuerplatine.
Zuerst entfernt man die vielen Stecker. Auch wenn die Stecker mechanisch so konstruiert sind, dass man sie nicht auf die falschen Pins stecken kann, ist ein Foto Empfehlenswert.
Die schwarze Abdeckung ist samt Platine in die Frontblende geklipst. Diese Clips muss man ein wenig zur Seite drücken, entweder mit der Hand oder einem Schraubendreher.
Auch hier ist Vorsicht geboten, da die Clips gerne abbrechen. Nun hält man nur noch die Platine und die Abdeckung in den Händen.
Die Platine ist natürlich ebenfalls in die schwarze Abdeckung geclipst. Das Lösen der Platine ist jedoch relativ einfach.
Ein kurzer Blick auf die Rückseite der Platine offenbart dann auch die Fehlerursache: Die Lötstelle eines Relais hatte sich vollständig gelöst und es schaute nur noch der Stift heraus.
Ursache kann sein, dass die Kontakte im Relais durch Abnutzung einen höheren Übergangswiderstand besitzen.
Damit entsteht mehr Hitze, welche im Extremfall so hoch ist, dass die Lötstelle wegschmilzt. Es reicht also für eine nachhaltige Reparatur nicht aus, die Lötstelle zu erneuern, sondern es sollte das komplette Relais getauscht werden.
(P.S. Ich kann diese Lampe hier wärmstens empfehlen, wenn Ihr keine helfende Hand habt. Durch den Magneten, kann man sie einfach irgendwo am Gehäuse befestigen und hat beide Hände frei:
Das Relais fand ich ebenfalls bei einem eBay-Anbieter für weniger als 5 EUR. Da die Lieferung 2 Wochen dauern sollte, lötete ich die Lötstelle dennoch nach, um zumindest wieder einen funktionsfähigen Trockner zu haben.
Der Zusammenbau ist in umgekehrter Reihenfolge vorzunehmen und deutlich einfacher und schneller als der Ausbau.
Dabei sollte man noch vor dem Einclipsen der Bedienblende den Trockner kurz starten, um die Funktion zu prüfen. Mein Energiekostenmessgerät zeigte zunächst 900 Watt, nach 90 Sekunden die notwendigen ca. 2000 Watt an.
Außerdem war die Trommel wieder richtig heiß.
P.S.
Diese Anleitung soll eine Hilfe für technisch versierte Menschen sein. Ich übernehme keine Verantwortung für irgendwelche Schäden an Mensch oder Maschine, die durch diese Anleitung entstanden sind. Sie beschreibt lediglich meine eigenen Erfahrungen und wer sich sehr unsicher ist, sollte lieber einen Fachmann hinzuziehen.
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